Susannes Ahnen
in Ostpreußen und Nordfriesland
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Norddeutschland

Meine norddeutsche Familie

Meine Mutter, Karin Nitsch geb. Michaelsen, wurde am 11. September 1938 in Friedrichstadt an der Treene in Nordfriesland geboren. Ihre Eltern hatten sich ein Mädchen mit Locken gewünscht. Als der Kaufmann Vater eines lockigen Mädchen wurde, ging Willi, der als Witzbold bekannt war, hin und fragte, wie er dieses Kunststück fertiggebracht hat. Ob der Kaufmann eine zufriedenstellende Antwort geben konnte, ist leider nicht überliefert, aber Karin hatte wunderbares kräftiges Haar - und Locken!
 


Karin im Alter von etwa zwei Jahren

Trotz des Krieges erlebte sie eine schöne liebevolle Kindheit. Ihre Eltern Willi Michaelsen und Luise geb. Albertsen freuten sich sehr, dass sie nach zwei Söhnen ein kleines Töchterchen bekamen. Als Nesthäkchen wurde sie von allen sehr verwöhnt. Aber als Schwester von zwei größeren Brüdern war sie ein wildes Kind, das gerne Karl May las und sich nichts gefallen ließ. Aber sie war lieb und fröhlich und hatte viele Freundinnen, viele Freundschaften hielten ein Leben lang. Karin interessierte sich schon als Kind für das Mittelalter und die Hexenverfolgung. Nie konnte sie begreifen, wie Menschen sich so etwas Furchtbares gegenseitig antun konnten. Die Liebe für das Mittelalter hat sie an mich weitergegeben.


Willi und Luise Michaelsen


Die drei Geschwister Gerhard, Karin und Karl-Heinz Michaelsen im Jahre 1939


Die drei Geschwister Karl-Heinz, Karin und Gerhard im Jahre 1999

Die erste Tochter Helma starb im Alter von sieben Monaten an einer Lungenentzündung. Alle Bemühungen, die Lütte nicht einschlafen zu lassen, waren vergebens. Ihr Töchterlein starb und hinterließ trauernde Eltern. Luise trug die Todesanzeige zeit ihres Lebens in ihrer kleinen braunen Handtasche bei sich. Leider existiert nicht ein einziges Foto von Helma.


Todesanzeige der kleinen Helma

Der älteste Bruder Karl-Heinz musste im Alter von fünfzehn Jahren nach Berlin und erlebte dort die furchtbaren Bombenangriffe, aber er überlebte. Der zweite Bruder Gerhard war zu jung, um in den Krieg zu ziehen. Aber Willi, der Vater, kämpfte in Russland. Als er nach Hause kam, kannten ihn die beiden Jüngeren nicht mehr und mussten sich erst wieder an den Vater gewöhnen. Aber Willi konnte sich mit seiner liebenswerten und lustigen Art Respekt verschaffen, und so gab es bald wieder ein normales und harmonisches Familienleben.


Willi als Soldat in Russland



Dieses Bild schickte Luise ihrem Willi an die Front.
Die beiden führten eine äußerst glückliche Ehe

Karin 1950 als 12jähriges Schulmädchen

Wie alle Norddeutschen fuhr Karin sehr gerne Fahrrad

1952 während eines Ausfluges nach Bergenhusen

Karin und ihre Cousine Ellen, die ihre beste Freundin war. Leider starb Ellen schon 1982.

Dieses Foto von der Eiderbrücke nahm Karin 1952 auf.


Karin als 14jähriges Schulmädchen. Sie ging in die dänische Schule in Friedrichstadt.

Ihre Sprachbegabung und ihre Phantasie kamen ihr zugute. Einmal sollten die Schülerinnen zum Beispiel einen Aufsatz über die Nachtigall schreiben. Karin fiel es nicht schwer und erfand eine Geschichte über einen unglücklichen Kaiser, der nur mit dem Gesang der Nachtigall glücklich werden konnte. Ihrer Freundin fiel nicht so viel ein; so schrieb sie einfach: Ich habe noch nie eine Nachtigall gesehen und kann daher auch nichts darüber schreiben.

Karin sprach auch noch als Erwachsene sehr gut dänisch und konnte Zeitschriften und dicke Bücher problemlos lesen und verstehen. Sie interessierte sich auch sehr über Erdkunde und die Menschen in aller Welt. Sonntags ging sie ins Kino und erhielt von ihren Eltern dafür 50 Pfennig. Der Eintritt kostete 40 Pfennig, von dem Rest kaufte sie sich entweder Sahnebonbons oder Salmiakpastillen, die sie sich sternenförmig auf den Handrücken klebte und während des Films abschleckte. Süßigkeiten waren damals eben eine Kostbarkeit.

Dieses Foto wurde 1954 im Friedrichstädter Rosengarten am Großen Garten aufgenommen.


 
Karin als junges, hübsches und fröhliches 17jähriges Mädchen.

Karin arbeitete im dänischen Kindergarten in Friedrichstadt. Sie liebte diese Arbeit sehr. Doch eines Tages geschah ein schreckliches Unglück. Karin hatte gerade die Hand am Fenstergriff, um das Fenster zu öffnen, als es plötzlich einen gleißend hellen Blitz gab. Karin erschrak, weil sie im ersten Moment glaubte, sie hätte durch ihren Griff irgendetwas ausgelöst. Sie schaute hinaus und sah, wie ein Junge vom Strommast fiel. Der Strommast stand auf Grundstück des Kindergartens. Karin schrie auf und musste sich erst einmal einen Moment fassen. Dann rannte sie hinaus, um sich um den Jungen zu kümmern. Aber er war schon tot. Er war den Strommast hinaufgeklettert und hatte die Stromleitung angefasst. Der Blitz war in die linke Hand hineingegangen und aus dem rechten Fuß ausgetreten. Von überall kamen Leute angelaufen, und schnell kam auch die Polizei. Die machte Karin Vorwürfe, dass sie besser hätte aufpassen müssen. Aber die 15jährigen Jungens hatten nicht auf die kaum ältere Karin gehört, und Karin war ja auch nur für die kleinen Kinder zuständig. Das sah die Polizei auch ein. Aber Karin litt ihr Leben lang unter diesem Ereignis.

 

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Im Dezember 2011 habe ich ein Buch über die Kindheit und Jugend meiner Mutter veröffentlicht. Es heißt "Möwen am Horizont: Karin Michaelsen aus Friedrichstadt" und beschreibt ihre Kindheit und Jugend bis zur ihrer Verlobung mit meinem Vater. Das Buch ist u.a. bei Amazon.de und bol.de erhältlich:

Am 11. Februar 2012 wies das Solinger Tageblatt auf mein Buch hin:

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Karin hatte ihren Georg einen Tag nach ihrem 15. Geburtstag kennengelernt. Als er sie nach dem Tanz nach Hause brachte, erfuhr er, dass sie fünf Jahre jünger war als er. Ihm war klar, dass sie einfach zu jung für ihm war. Aber schon beim ersten Blick hatte er gedacht, dass sie die Frau sei, die er eines Tages heiraten könnte. Er konnte sie nicht vergessen, und auch Karin hatte sich in ihn verliebt. Zwei Jahre später kamen die beiden zusammen. Dieses Foto ist an dem Abend entstanden, an dem Georg seine Karin seiner Familie vorstellte.

 

                                                 

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Karin an ihrem geliebten Meer, 1990

Weihnachten 2000; Karin mit ihrem geschmückten Teewagen vor dem Kamin


Karin liebte ihren Garten und ihr "Sonnenbett", wie sie es nannte (2001)


Die tierliebe Karin hat so manchem Tier das Leben gerettet. Bei uns haben viele Igel überwintert...


...und dieses Meisenkind hat bei uns übernachtet und ist danach von seiner Mutter wieder angenommen worden (2002)
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Willis Eltern Jann Heinrich Michaelsen und Maria Martha Paschke hatten 1904 in Lunden geheiratet. Seine Linie konnte dank einer Ahnentafel, die eine alte Tante noch besaß, bis ins Jahr 1655 problemlos zurückverfolgt werden. Die Paschke-Familie stammte aus Posen, die väterliche Linie aus Lewitz, Kreis Meseritz, die mütterliche Linie Kaleske aus Schichagora, Krs. Neutomischel.


Maria Martha Michaelsen geb. Paschke, geboren am 15. Mai 1882 in Wulfenhusen, jetzt Weddingstedt, und Jann Heinrich Michaelsen, geboren am 05. Juni 1879 in St. Annen. Dieses Foto entstand im Jahre 1953


Die Ahnentafel der Michaelsen-Linie

 


Luises Familie stammte aus der Husumer Gegend, hauptsächlich Viöl. Luise sah ihrer Mutter unglaublich ähnlich. Luise war in Wisch zur Schule gegangen, aber nur jeden zweiten Tag. Die anderen Tage musste sie ab vier Uhr morgens auf dem Feld arbeiten oder mit dem Hundegespann Milch zur Meierei bringen. Deshalb wurde sie auch Liese Wauwau genannt. Die Arbeit war hart und schwer, und bei der Feldarbeit hatte sich Luise schon früh Rheuma zugezogen, worunter sie ihr Leben lang zu leiden hatten. Sie war ein sehr lieber Mensch, ruhig und zurückhaltend. Außerdem war sie sehr tüchtig; sie konnte wunderbar nähen, stricken und sticken, und kochte und backte vorzüglich. Mit ihren Fähigkeiten hat sie ihre Familie gut durch den Krieg und und Hungerjahre gebracht. Einmal hat sie in der Vorweihnachtszeit ein kleines Mäntelchen genäht. Karin freute sich, weil sie glaubte, sie solle es zu Weihnachten bekommen. Luise stritt das immer ab und behauptete, sie würde das Mäntelchen für das Nachbarskind nähen, um damit Geld zu verdienen. Karin glaubte das nicht und freute sich schon auf den schönen Mantel. Als dann Weihnachten kam, erhielt sie das Mäntelchen tatsächlich nicht. Die Enttäuschung war groß, und traurig erzählte sie ihrer Mutter, wie gerne sie das Mäntelchen gehabt hätte. Da schlug Luise erschrocken die Hände zusammen: Natürlich war das Mäntelchen für Karin gedacht, sie hatte es nur vergessen. Da war die Freude bei Karin aber groß!


Maria Katharina Michaelsen geb. Mansfeldt, geboren am 12. November 1875 in Bondelum, Kreis Husum/Nordfriesland, verstorben am 19. Juli 1934 in Husum



Lorenz Peter Albertsen, geboren am 09. August 1874 in Olderup, gestorben 1926.


Luise, ganz rechts im Bild, mit ihren Schwestern. Dieses Bild entstand 1922, Luise war sechzehn Jahre alt.

 

1981 besuchte uns meine Oma Luise zum letzten Mal in Solingen. Sie war schon lange krank und konnte kaum laufen, besonders litt sie an Rheuma. Diese Pumpe, die bei uns im Garten steht, hatte Willi seiner Luise in die Küche eingebaut, damit sie nicht so weit laufen muss, um Wasser zu holen. Kurze Zeit später wurden Wasserleitungen gelegt. Luise starb am 11. September 1983, genau an Karins 45. Geburtstag.


Das Grab meiner Großeltern auf dem Friedrichstädter Friedhof.